Der Frage nach klimafreundlichen und umweltfreundlichen Verkehrsmitteln auf der Spur findet man spannende Erkenntnisse aus mehreren Ländern. Die Daten müssen allerdings mit Vorsicht genossen werden. Und: Einige Verkehrsmittel können abhängig von der genauen Situation besser sein als ihr Ruf.
Der CO2-Abdruck pro Verkehrsmittel in Großbritannien und Deutschland
Auf der Suche nach Antworten zu klimafreundlichen und umweltfreundlichen Verkehrsmitteln hat in England das Department for Energy Security and Net Zero interessante Erkenntnisse zur Verfügung gestellt. Die Ergebnisse erstaunen angesichts vieler Vorurteile in diesem Bereich. Gemessen wurde der CO2-Fußabdruck in Gramm per Reisekilometer pro Passagier. Nicht einbezogen ist der CO2-Ausstoß für die Produktion von Verkehrsmitteln wie Autos. Die Daten stammen aus dem Jahr 2022. Zusätzlich hat auch das Umweltbundesamt in Deutschland ähnliche Werte zur Verfügung gestellt – die Auswertung aus England aber ist deutlich umfangreicher und macht feinere – aber wichtige – Unterschiede klar.
Gelten die Daten auch in anderen Ländern?
Die Berechnungen basieren auf Daten aus Großbritannien und Deutschland. Je nach Auslastung der Verkehrsmittel und verwendeter Technologien kann es insofern Abweichungen geben und zu einem anderen Ergebnis kommen. Allerdings: Allzu große Abweichungen zeigen sich in den Daten nicht. Man kann weitestgehend davon ausgehen, dass die Werte als Richtwert für Industrienationen relevant sind und zumindest eine Aussage darüber erlauben, welches Verkehrsmittel klima- und umweltfreundlicher ist.
Weshalb ist das Reisen mit dem Fahrrad schwer zu messen?
Zur Messung des CO2-Abdrucks beim Radfahren ist anzumerken, dass es darauf ankommt, wie groß man ist, mit welcher Art Fahrrad man unterwegs ist und andere Faktoren. Auch die Ernährung spielt hier eine Rolle: Wer seine Energie aus Fleisch bezieht, schneidet beim CO2-Fußabdruck mit dem Fahrrad schlechter ab als eine Person, die sich vegetarisch oder vegan ernährt.
Der CO2-Abdruck beim Radfahren hängt davon ab, woher du deine Energie beziehst. Insbesondere Fleisch als Energielieferant hat einen sehr hohen CO2-Abdruck, während eine pflanzliche Nahrung deutlich klimafreundlicher ist.
Wie nachhaltig sind Zugreisen?
Einige Züge wie der Eurostar, der Köln, Brüssel und London verbindet, hat einen besonders guten CO2-Abdruck: Der Umstieg auf die Nutzung alternativer Energien bringt hier eine Verbesserung von 80 bis 90% gegenüber einer Reise mit dem Flugzeug etwa von Amsterdam nach London. Allerdings steckt der Teufel im Detail: In den Fußnoten ist zu lesen, dass nur bei Flugreisen auch Nicht-CO2-Effekte berücksichtigt wurden.
Die Bahn als Alternative macht sich damit besser als sie ist. Die genannten Nicht-CO2-Effekte machen etwa 66% der Klimawirkung beim Fliegen aus – also einen erheblichen Teil. Berechnet man solche Effekte für die Bahn mit ein, landet man eher bei etwa der Hälfte des CO2-Abdrucks eines Flugzeuges. Das ist immer noch klimafreundlicher als das Fliegen, aber ganz so gut steht die Bahn am Ende doch nicht da.
Die Bahn trickst gerne mit den Zahlen, um sich besser zu rechnen, als sie ist. Allerdings bleibt sie sehr häufig dennoch eine verhältnismässig klimafreundliche Alternative.
Umweltfreundlicher als die Bahn dagegen sind tatsächlich laut dieser Werte Reisebusse. Wer mit Flixbus unterwegs ist, könnte sich nun also über eine verhältnismäßig klimafreundliche Form der Mobilität freuen. Allerdings: Andere Studien der Europäischen Komission kamen zumindest im Jahr 2016 zu anderen Ergebnissen. Im Einzelfall dürfte es von den eingesetzten Fahrzeugen und deren Kraftstoffverbrauch abhängen. Im Vergleich zum Auto, das im Schnitt mit 1 bis 2 Personen besetzt ist, liegt der Bus aber immer noch weiter vorne.
Ist das Flugzeug immer die klimaschädlichste Option?
Während die Daten des Umweltbundesamt alle Flüge über einen Kamm scheren, unterscheiden die Briten in Kurz-, Mittel- und Langstreckenflüge. Aus gutem Grund, denn der CO2-Ausstoss pro Passagier und zurück gelegtem Kilometer schwankt erheblich in Abhängigkeit von der zurück gelegten Strecke.
Die Heinrich-Böll-Stiftung schreibt hierzu: “Auf Kurzstrecken bis 800 Kilometer liegt der Kraftstoffverbrauch bei 4,2 bis 6,8 Liter, auf Mittelstrecken zwischen 800 bis 3.000 Kilometer liegt er bei 2,6 bis 4,2 Liter und auf Langstrecken über 3.000 Kilometer bei 2,9 bis 3,5 Liter.” Die Gründe dafür sind vielfältig.
Vor allem bei Start verbraucht ein Flugzeug viel Kraftstoff. Verteilt man diesen hohen Verbrauch beim Start über den gesamten Flug, so ergibt sich für Kurzstrecken alleine deshalb eine schlechtere Bilanz. Weitere Gründe kommen hinzu.
Das Fliegen kann je nach Alternativen eine durchaus gute Wahl im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln sein – und zwar dann, wenn für eine weite Strecke keine Bahnverbindung verfügbar ist. Wenig klimafreundlich sind Kurzstrecken mit dem Flugzeug.
Ist das Elektroauto wirklich emissionsärmer als der herkömmliche Verbrennungsmotor?
In beiden Datenerhebungen wurde der durchschnittliche Strommix in Deutschland und England als Datenbasis für Elektroantriebe verwendet. Das Elektroauto schneidet also genauso wie das E-Bike besser ab, auch wenn für die Energieerzeugung teils fossile Brennstoffe eingesetzt wurden.
Ausgehend von einem durchschnittlichen Stromix aus fossilen Brennstoffen und klimafreundlichen Technologien ist das Elektroauto klimafreundlicher als ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor. Auch das E-Bike ist ein Gewinner in Sachen Umwelt- und Klimafreundlichkeit.